Zeit lassen für informierte Entscheidungsbeteiligung
Wirtschaftliche Anreize und Krebsangst können den Druck auf vorschnelle Übertherapie erhöhen. Männer mit einem ruhenden oder langsam wachsenden Niedrig-Risiko-Tumor, der auf die Prostata beschränkt ist, haben mehrere Monate Zeit für eine Therapie-Entscheidung, ohne Nachteil. Bei Niedrig-Risiko-Prostatakrebs (u. a. niedrige Gleason-Summe bzw. niedrige ISUP-Gradgruppe) ist abwartendes Vorgehen bzw. aktive Überwachung Standardtherapie. Anders ist dies bei Hoch-Risiko-Prostatakrebs. Bei der Entscheidung über eine Behandlung sollte man den Nutzen einer Behandlungen, der mit fortschreitendem Alter bzw. bei erheblichen Begleiterkrankungen abnimmt, gegen die häufigen Nebenwirkungen wie Impotenz, Inkontinenz usw. abwägen. Tumor und PSA kehren etwa bei einem Viertel der radikal behandelten Männer zurück (Rezidiv), oft erst nach mehreren Jahren. Die meisten Männer mit PSA-Rezidiv sterben jedoch nicht an Prostatakrebs. Auch Männer mit Fernmetastasen haben oft eine längere Überlebenszeit als bei anderen Krebsarten.
Wer bei seiner Therapieentscheidung zusätzliche Beratung braucht, kann auch eine Zweitmeinung bei einem anderen Urologen, anderen Pathologen (wg. Gewebe-Befund) oder bei einem ► Prostatakrebszentrumeinholen. Um spätere Therapie-Reue zu vermeiden ("Wenn ich das vorher gewußt hätte"), sollte man gut informiert in das Arztgespräch gehen, Kopien aller aktuellen Arztberichte auch über sonstigen Erkrankungen und die Medikamentenliste mitbringen, vorher Fragen aufschreiben und einen Angehörigen mitnehmen. Als Orientierung sollen die nachfolgenden Informationen dienen. Und in der Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe erhalten Sie Unterstützung durch Mitbetroffene.
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